«Fusion mit ‹Frenke› könnte bis 2022 erfolgen»

Ausgefragt | RETO STRICKLER, KOMMANDANT FEUERWEHR WOLF, Oberdorf

Seit dem Gründungsjahr 2013 führt der Oberdörfer Reto Strickler die Verbundfeuerwehr Wolf, die sich aus Feuerwehrleuten von Waldenburg, Oberdorf und Liedertswil zusammensetzt. Nun hat er sich entschieden, das Kommando auf Ende Jahr abzugeben.

«Volksstimme»: Herr Strickler, wie schwer fällt es Ihnen als langjähriger Feuerwehrmann, Ihrer Mannschaft Adieu zu sagen?

Reto Strickler: Ich trete auf Ende Jahr zwar als Kommandant der Verbundfeuerwehr Wolf zurück, bleibe aber nach wie vor im Corps. Künftig werde ich als Gruppenführer eine andere Rolle einnehmen, degradiere mich sozusagen freiwillig. Für viele Leute mag dies zwar unvorstellbar sein, aber für mich hat der Rang nie etwas Spezielles bedeutet. Vor allem freue ich mich, wieder ganz praktisch tätig zu sein. Dies hat mir als Kommandant ein wenig gefehlt. Vom Alter her könnte ich das Kommando noch gut vier Jahre ausüben, doch mein Plan war von Anfang an, nach einer gewissen Zeit Jüngeren die Möglichkeit zu geben, ihr Gelerntes in einer höheren Charge umzusetzen. So sind sowohl mein Nachfolger Marco Rossi als auch sein künftiger Stellvertreter Philippe Salathe seit Langem in mein Vorhaben involviert.

Reto Strickler degradiert sich selber: Vom Kommandanten des Feuerwehrverbunds Wolf wird er zum Gruppenleiter.Welche wesentlichen Ziele haben Sie sich gesetzt, als Sie Anfang 2013 das Kommando des neuen Feuerwehrverbunds Wolf angetreten haben?

Organisatorisch wollte ich alles Bisherige hinterfragen. Braucht es weiterhin in jeder der drei Gemeinden ein Feuerwehrmagazin? Geht es auch mit weniger Fahrzeugen? Müssen wir sämtliche Ausrüstungsgegenstände wirklich haben?

Und wie sieht Ihre Bilanz aus?

Das Konzept ist aufgegangen. Heute haben wir noch ein einziges Magazin und nur noch vier statt sieben Fahrzeuge. Zudem waren die Kosten, auch wenn das Sparen nicht das oberste Ziel des Zusammenschlusses war, schon im ersten Jahr tiefer als vorher in den drei Ortsfeuerwehren.

Dabei hatten Sie sicher auch gegen Widerstände zu kämpfen.

Hätte man vor 15 Jahren gesagt, es gebe in den drei Gemeinden nur noch ein einziges Magazin, wäre dies kaum durchsetzbar gewesen. Uns haben im ersten Jahr Ernsteinsätze in die Karten gespielt. Die Mannschaft hat dabei gemerkt, dass es ein echter Mumpitz ist, drei Magazine zu betreiben. Die Ängste in der Bevölkerung versuchten wir so abzubauen, indem wir unsere Übungen abwechslungsweise in den einzelnen Dörfern abgehalten haben. Und nicht zuletzt war der Altersdurchschnitt des Corps bei der Gründung von «Wolf» relativ tief und die alten Zöpfe deshalb nicht so lang. Und vor allem gilt es, meinem Kader und dem Feuerwehrrat der drei Gemeinden einen grossen Dank auszusprechen; sie standen stets voll und ganz hinter mir.

Was für eine Führungsphilosophie haben Sie generell?

Mir war und ist es stets sehr wichtig, möglichst alle ins Boot zu holen; damit habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. So kannst du als Kommandant von vielen Ideen profitieren und zudem grössere Widerstände von Anfang an vermeiden. Dieser kooperative und kollegiale Führungsstil geht jedoch nur im Übungsbetrieb oder an Stabssitzungen. Beim Ernsteinsatz gibt es nur den autoritären Stil, dann sind möglichst schnelle Entscheide gefragt.

Welche grössten Einsätze bleiben Ihnen speziell in Erinnerung?

Ein Gebäudebrand in Oberdorf war zweifellos der grösste Einsatz für unseren jungen Verbund. Daneben dürfen wir auf erfolgreiche Personenrettungen zurückblicken.

Wünscht man sich als Kommandant grundsätzlich nicht mehr Einsätze?

Da sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Wie wollen wir den Übungswillen und die Motivation hochhalten, wenn wir nie zum Einsatz kommen? Das ist wie eine Fussballmannschaft, die zwar wöchentlich trainiert, aber nur sporadisch einen wichtigen Match spielt. Aus dieser Sicht ist das Ausrücken bei einer Brandmeldung selbst dann wichtig, wenn es nur ein Fehlalarm war. Die Einsatzpraxis ist von enormer Bedeutung, vor allem für die Einsatzleitung. Wenn diese ruhig und besonnen handelt, schlägt sich dies sofort auch auf die Mannschaft nieder.

Wie beurteilen Sie den heutigen Stellenwert der Feuerwehr in der Bevölkerung?

Heute haben die Leute nur noch wenige Berührungspunkte mit der Feuerwehr und es ist vielen auch nicht bewusst, dass wir unsere Aufgaben freiwillig und zusätzlich zu unserem Berufsleben erbringen. Dies wirkt sich auch auf die Rekrutierung aus. Wir haben zurzeit mit unserem Bestand von rund 40 Feuerwehrleuten zwar kein Personalproblem, könnten in absehbarer Zeit jedoch ein solches bekommen, da sich immer weniger Junge für den Feuerwehrdienst interessieren.

Was heisst dies für den Feuerwehrverbund Wolf?

Wir haben bereits vor einiger Zeit die Fühler zu unserem Nachbarverbund Frenke (Hölstein, Bennwil, Lampenberg und Niederdorf) ausgestreckt. Abgesehen davon, dass wir ab kommendem Jahr die Rekrutierung gemeinsam vornehmen, ist ein Zusammenschluss der beiden Verbünde vorgesehen. Die Vorarbeiten sind weit gediehen, sodass eine solche Fusion bei einem Ja in den entsprechenden Gemeinden bereits 2022 erfolgen könnte.

Was hat Ihnen die Funktion als Kommandant von «Wolf» persönlich gebracht?

Der Dienst in der Feuerwehr mit dem primären Ziel, zu helfen, entspricht meinen Grundwerten. Er hat mir sehr viele persönliche und wertvolle Kontakte gebracht. Wenn man gefordert ist, in einer Extremsituation möglichst schnell eine Lösung zu finden, diese auch zu vertreten und durchzusetzen, profitiert man davon zudem im Berufsleben. Dies alles lässt sich aber nur bewerkstelligen, wenn die eigene Partnerin voll und ganz dahintersteht. Ich hatte das Glück, dass meine Frau und die ganze Familie mir stets den
Rücken freigehalten haben.

 

Zur Person
emg. Der 41-jährige Reto Strickler wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Oberdorf. Er leistet seit 21 Jahren Dienst in der Feuerwehr, zunächst in der Ortsfeuerwehr Waldenburg und seit 1. Januar 2013 als Kommandant des damals neu geschaffenen Feuerwehrverbunds Wolf, umfassend Waldenburg, Oberdorf und Liedertswil. Beruflich ist Reto Strickler Produktionsleiter bei Bächler Feintech AG in Hölstein.

An der Hauptübung, die morgen Samstag ab 13.30 Uhr beim Feuerwehrmagazin Oberdorf stattfindet, wird Reto Strickler offiziell als Kommandant verabschiedet. Die Bevölkerung ist dazu eingeladen.

 

Quelle: Volksstimme, Ausgabe vom 19. Oktober 2018, Bericht und Bild: Elmar Gächter